Was ist trauriger als das Bewußtwerden der Vergänglichkeit?

Brigitte Giraud offenbart uns Lesern in dieser wahren Geschichte einen sehr intimen Einblick in die Trauerarbeit um den Verlust eines geliebten Menschen.

Das Buch beginnt mit dem Einschnitt. Die Erzählerin berichtet von dem Tod ihres Mannes Claude der gerade gestorben ist. Sie erzählt nüchtern vom Unfallhergang, von der Unwirklichkeit dieser Geschehnisse, von Irritation und ihrer inneren Taubheit und von kleinen wichtigen Nichtigkeiten, die die Erzählerin aufrecht erhalten, wie ein Pulli, oder die Plattensammlung des Geliebten.
Und beim Lesen spürt man das so genau die Gefühle in diesem Moment eben sind. Die Geschichte ist keine Fiktion, dieses Grauen dringt als Erkenntnis in den Leser, der die Emotionen mit durchlebt, dem ebenso wenig entkommt wie die Protagonistin selbst.

Brigitte Giraud schreibt nüchtern und sachlich, was einen umso mehr anzurühren vermag, als ewig lange Jammertiraden. Lange warten wir mit der Erzählerin auf den durchbruch des Schmerzes und der Trauer, sie lange verdeckt sind durch Organisation von Beerdigung und Empfang von Freunden.

Zum Schluß ist man aufgewühlt und unangenehm berührt von Schmerz und Trauer und der Erkenntnis, dass alles im Fluß ist und vergänglich. Diese verdrängten Tatsachen berühren uns durch Girauds Worte und mahnen uns das eine Leben zu genießen. Keine leichte Lektüre für Zwischendurch, aber einprägsam.

Meine Bewertung:

ISBN: 3596156300
Übersetzt von Anne L. Braun
Fischer Taschenbuch Vlg.
Juni 2003
kartoniert
111 Seiten